Begegnungen.

Veröffentlicht am 01.07.2018 in Unterwegs
 

Wir besuchten am vergangenen Samstag Stuttgart. Wir sind Teil einer alternativen Stadtführung geworden.

 

Bild: J.H.

 

Der Blick nach oben trifft auf künstliches Licht. Es ist als wäre der Tag mit der Nacht eins geworden. Das Licht brennt unentwegt. Manchmal beginnt es zu flimmern oder es erlischt. Das Gefühl für Zeit verliert sich im rasanten Geschehen des Alltags. Alles zieht vorbei.

Wir besuchten am vergangenen Samstag Stuttgart. Wir sind Teil einer alternativen Stadtführung geworden. Ein „Trott-war“ Mitarbeiter, der selbst jahrelang auf der Straße gelebt hatte und einige Jahre alkoholabhängig gewesen war, führte uns durch Stuttgart. Wir wurden mit Plätzen konfrontiert, an denen Drogen gehandelt und konsumiert werden. Unser Guide erklärte, wie die Betroffenen Drogen konsumieren und wie diese sie zunehmend zerstören. Man merkte die Betroffenheit unserer Gruppe an. Man sah, wie wir erschraken und zugleich nachdachten über das was uns nun vor Augen lag.

Wir sahen aber auch Hilfszentren für Obdachlose und Drogenabhängige, Einrichtungen der Unterstützung von obdachlosen Kindern und Jugendlichen. Orte, an denen es einen Raum gibt für Verzweiflung und Kontrollverlust.

Gegen Ende unserer Führung standen wir im Schatten. Es war kühler als in der prallen Sonne. Immer noch betroffen von dem was uns erzählt wird, sahen wir einen roten Sightseeing-Bus an der sonnenbeschienenen Straße an uns vorbeiziehen. Vielleicht wird dieser Bus den Fernsehturm anfahren, vielleicht die Wilhelma.

Wir konnten an diesem Tag nicht die Obdachlosen von der Straße holen. Aber wir haben eins getan:

Wir haben Zeit mitgebracht.

Ein paar Sonnenstrahlen blinzeln zu den Füßen der Treppe hinunter zur U-Bahn Station.

Es muss Tag sein.

 

  Bild:J.H.

 

J.H.

 

 

 
 

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